Erholung ist der Schlüssel

Regeneration für Mountainbike-Marathons

Bogn Engiadina Scuol
Mountainbike-Marathons sind intensive Wettbewerbe, die sowohl körperliche als auch mentale Höchstleistungen erfordern. Während das Training entscheidend für den Erfolg ist, wird die Bedeutung der Regeneration oft unterschätzt. Eine effektive Erholung ist genauso wichtig wie das Training selbst, um Verletzungen vorzubeugen, die Leistungsfähigkeit zu steigern und langfristig erfolgreich zu sein. In diesem Blog werde ich die wichtigsten Aspekte der Regeneration für Mountainbike-Marathons beleuchten.  

 1. Bedeutung der Erholung

Erholung ist nicht nur Ruhe, sondern ein aktiver Prozess, der dem Körper ermöglicht, sich von den Belastungen des Trainings zu erholen und sich anzupassen. Während intensiver Trainingseinheiten entstehen Mikroschäden in den Muskeln, die durch ausreichende Erholung repariert werden müssen. Zusätzlich zu diesen Mikroschäden gibt es weitere physiologische Prozesse, die eine Erholung erfordern:

  • Glykogenspeicher auffüllen: Während des Trainings werden die Glykogenspeicher in den Muskeln und der Leber aufgebraucht. Eine ausreichende Erholung ist notwendig, um diese Energiespeicher wieder aufzufüllen.
  • Hormonelle Anpassungen: Intensive Belastungen führen zu Veränderungen im Hormonhaushalt, wie einem Anstieg von Cortisol und einer Abnahme von Testosteron. Die Erholung hilft, das hormonelle Gleichgewicht wiederherzustellen und die Regeneration zu fördern.
  • Entzündungsreaktionen: Training verursacht eine natürliche entzündliche Reaktion im Körper, die für den Heilungsprozess notwendig ist. Erholung ermöglicht es dem Körper, diese Entzündungen zu regulieren und zu reduzieren.
  • Reparatur von Sehnen und Bändern: Nicht nur die Muskeln, sondern auch Sehnen und Bänder werden während des Trainings beansprucht. Diese Strukturen benötigen ebenfalls Zeit zur Regeneration, um Verletzungen vorzubeugen.

- Nervensystem: Intensives Training beansprucht auch das zentrale Nervensystem (ZNS). Eine ausreichende Erholung ist notwendig, um die neurale Ermüdung zu reduzieren und die Reaktionsfähigkeit sowie die Koordination wiederherzustellen.

 

Durch eine angemessene Erholung können diese physiologischen Prozesse effektiv ablaufen, was letztendlich zu einer verbesserten Leistungsfähigkeit und Gesundheit führt.

Bogn Engiadina Scuol: Erholung für Sportler*innen

 2. Schlaf als Fundament der Regeneration

Schlaf ist die wohl wichtigste Komponente der Erholung. Während des Schlafs finden entscheidende Prozesse statt, die die körperliche und mentale Erholung unterstützen. Ausreichender und qualitativ hochwertiger Schlaf fördert die Muskelregeneration, das Immunsystem und die kognitive Funktion. Mountainbiker sollten auf eine Schlafdauer von 7-9 Stunden pro Nacht achten und eine konsistente Schlafroutine einhalten, um die bestmögliche Erholung zu gewährleisten. Als jemand mit einem leichten Schlaf und Phasen im Leben, in denen ich selbst nicht den besten Schlaf hatte, habe ich in Zusammenarbeit mit Spitzenathleten folgende Punkte zur Schlafoptimierung über die Jahre bewährt:

 Schlafoptimierung für mehr Performance

Am Morgen:

  • Regelmässige Einschlaf- und Aufwachzeiten
  • Mindestens 8 Stunden Bett-Zeit
  • Gleich nach dem Aufstehen: Elektrolytgetränk, z.B. Limette mit einem halben Teelöffel Himalayasalz, oder ein ähnliches Produkt.
  • Gleich nach dem Aufstehen: Sonnenlicht sehen: bei schönem Wetter mindestens 5 Minuten, bei schlechtem Wetter mindestens 10 Minuten. Wichtig: funktioniert nur im Freien! Achtung: nicht direkt in die Sonne schauen!
  • Nach dem Sonnenlicht: Kalte Dusche 1-3 Minuten (je weniger kalt, desto länger), (Manipulating Core Body Temperature)
  • Koffeinhaltige Getränke erst ca. 90-120 Minuten nach dem Aufstehen für optimale Wachheit trinken (nur falls nötig)

Am Abend:

  • Idealerweise kein Koffein mehr nach 15.00 Uhr
  • Idealerweise kein Workout mehr nach 18.00 Uhr (nur falls möglich)
  • Idealerweise keine Mahlzeiten mehr nach 19.00 Uhr
  • Nach draussen gehen und den Sonnenuntergang anschauen (gleiche Regeln wie am Morgen)
  • Ab Sonnenuntergang Licht dimmen, am besten Kerzenlicht, warmes Licht verwenden
  • Kein helles und grelles Licht zwischen 22.00 und 4.00 Uhr (am besten gar kein Licht oder Kerzenlicht oder Licht, das nicht von der Decke kommt, besonders warmes Licht verwenden)
  • Warme Dusche vor dem Zubettgehen (Manipulating Core Body Temperature) oder Saunasession
  • Mögliche Supplements ca. eine Stunde vor dem Schlafengehen: Magnesium Threonate (200-400mg), Apigenin 100-300mg, L-Theanin (100-300mg), Inositol 500-1000mg, Ashwagandha: hochdosiert bis zu 2g. Nur eines ausprobieren und Wirkung abwarten, mit Magnesium starten. Kombinationen möglich.
Getränk für Sportler*innen

3. Ernährung zur Unterstützung der Regeneration

Eine ausgewogene Ernährung spielt eine zentrale Rolle in der Regeneration. Nach intensiven Trainingseinheiten ist es wichtig, die Energiespeicher wieder aufzufüllen und den Muskelaufbau zu unterstützen. Eine Kombination aus Kohlenhydraten, Proteinen und gesunden Fetten ist ideal. Direkt nach dem Training sollten vor allem Kohlenhydrate und Proteine konsumiert werden, um die Glykogenspeicher aufzufüllen und die Muskelreparatur zu fördern. Eine Aufnahme von mindestens 1,5 Gramm Protein und 5-10 Gramm Kohlenhydrate (je nach Trainingsintensität) pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag ist empfehlenswert.

4. Aktive Erholung und Mobility

Aktive Erholung bedeutet, dass man sich nach intensiven Trainingseinheiten leicht bewegt, um die Durchblutung zu fördern. Leichte Aktivitäten wie lockeres Radfahren, Schwimmen oder Spaziergänge sind ideal. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass eine solche aktive Erholung zwar die Laktatwerte reduziert, aber nicht Muskelkater und Muskelsteifheit verhindert. Darüber hinaus sollten regelmäßige Mobility- und Dehnübungen in den Trainingsplan integriert werden, um die Flexibilität zu verbessern, die Muskelsteifheit zu verringern und das Verletzungsrisiko zu reduzieren. Mindestens dreimal pro Woche ein Dehnprogramm durchzuführen wäre ideal.

Fitness Origym: Trainingsplanung

5. Massage und Faszien-Arbeit

Massagen und Faszien-Arbeit sind effektive Methoden, um Muskelverspannungen zu lösen und die Durchblutung zu verbessern. Die vielen Stunden auf dem Mountainbike und die damit verbundene einseitige Belastung führen oft zu Verspannungen und Dysbalancen. Regelmäßige Sportmassagen können helfen, die Muskelregeneration zu beschleunigen und Schmerzen zu lindern. Auch die Selbstmassage mit einer Faszien-Rolle (Foam Roller) oder Massagebällen kann effektiv sein, um verspannte Muskulatur zu lockern und die Regeneration zu fördern.

Bogn Engiadina Scuol: Erholung und Massage für Sportler*innen

 6. Hydration und Elektrolyte

Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist entscheidend für die Regeneration. Während intensiver Trainingseinheiten verliert der Körper durch Schweiß viel Flüssigkeit und Elektrolyte, die wieder aufgefüllt werden müssen. Wasser ist die Basis, aber auch Elektrolytlösungen oder isotonische Getränke können hilfreich sein, um den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt auszugleichen.

Bike Ftan
Bild: Mayk Wendt

 7. Trainingsplanung

Eine optimale Trainingsplanung und Periodisierung, bei der Übungsauswahl, Volumen und Intensität auf verschiedene Phasen angepasst werden, ist meist die halbe Miete, um nicht in ein Übertraining zu geraten. Für eine solche Trainingsplanung lohnt es sich, einen Experten hinzuzuziehen. Zudem kann ein sinnvolles Tapering vor dem Wettkampf ebenfalls helfen, sich optimal zu erholen und am Wettkampftag bereit zu sein. Beim Tapering wird die Intensität einige Tage bis maximal zwei Wochen vor dem Wettkampf relativ hoch gehalten, während das Trainingsvolumen stark reduziert wird.

8. Mentale Erholung und Stressmanagement

Die mentale Erholung ist ebenso wichtig wie die körperliche. Chronischer Stress kann die Regeneration beeinträchtigen und das Verletzungsrisiko erhöhen. Techniken wie Meditation, Yoga oder einfach Zeit in der Natur können helfen, den Geist zu entspannen und die mentale Stärke zu fördern. Auch soziale Aktivitäten und Hobbys abseits des Sports tragen zur mentalen Erholung bei.

Ein weiteres mächtiges Tool sind Atemübungen. Aus eigener Erfahrung kann dabei eine sehr tiefe Entspannung hervorgerufen oder ein hohes Maß an Wachheit erreicht werden. Je nach Situation gibt es verschiedene Protokolle und Atemtechniken. Eine Variante zur Entspannung aus dem Yoga Pranayama ist der Ocean Breath (auch Ujjayi Breath genannt), bei dem man während der Nasenatmung ein leichtes Geräusch im Kehlkopf verursacht. Eine aktivierende Atemübung ist das Hyperventilationsatmen. Da diese Techniken einen bedeutenden Einfluss auf unser Wohlbefinden haben können, sind hier die zwei Techniken im Detail erklärt:

 Ocean Breath (Ujjayi Breath)

Der Ocean Breath, auch bekannt als Ujjayi Breath, ist eine Atemtechnik aus dem Yoga, die beruhigend und entspannend wirkt. Sie wird häufig in Pranayama und während der Asana-Praxis verwendet, um die Konzentration zu fördern und den Geist zu beruhigen.

1. Grundposition einnehmen: Setze dich bequem hin, entweder im Schneidersitz auf dem Boden oder auf einem Stuhl, mit geradem Rücken und entspannten Schultern.

2. Nasenatmung: Atme tief durch die Nase ein und aus. Schließe die Augen, um dich besser auf den Atem konzentrieren zu können.

3. Kehlkopfgeräusch erzeugen: Während du einatmest, verenge leicht die Kehle, als würdest du durch einen Strohhalm atmen. Dies erzeugt ein sanftes, rauschendes Geräusch, ähnlich dem Klang von Wellen oder Ozeanrauschen.

4. Kontrollierte Ausatmung: Atme ebenfalls durch die Nase aus, während du weiterhin das Geräusch im Kehlkopf erzeugst. Versuche, die Ausatmung genauso lang und kontrolliert wie die Einatmung zu gestalten.

5. Ruhiger Rhythmus: Finde einen ruhigen, gleichmäßigen Atemrhythmus. Die Atmung sollte sanft und ohne Anstrengung erfolgen.

6. Dauer: Übe den Ocean Breath für 5-10 Minuten, um eine tiefere Entspannung zu erreichen.

 

 Hyperventilationsatmung

Die Hyperventilationsatmung ist eine aktivierende Atemtechnik, die den Körper und Geist beleben kann. Sie ist bekannt aus Methoden wie der Wim-Hof-Methode und anderen Atemtechniken, die auf intensiver Atmung basieren.

1. Grundposition einnehmen: Setze dich bequem hin oder lege dich flach auf den Rücken, damit du dich vollständig entspannen kannst.

2. Tiefe, schnelle Atmung: Atme tief durch die Nase oder den Mund ein, sodass dein Bauch sich hebt, und dann schnell und vollständig aus. Wiederhole dies in einem schnellen, gleichmäßigen Rhythmus. Die Atmung sollte tief und kraftvoll sein, als würdest du deinen Körper mit Sauerstoff "aufladen".

3. Wiederholungen: Führe 30-40 tiefe, schnelle Atemzüge hintereinander aus. Du solltest ein Gefühl der Aktivierung und möglicherweise ein leichtes Kribbeln oder Schwindelgefühl spüren.

4. Atem anhalten: Nach der letzten Ausatmung halte den Atem an, solange es angenehm ist. Bleibe entspannt und achte auf die Signale deines Körpers.

5. Tiefe Erholung: Atme tief ein, halte den Atem für etwa 10-15 Sekunden und lasse dann langsam los. Spüre die Energie und das Bewusstsein, das durch deinen Körper fließt.

6. Wiederholungen: Wiederhole den Zyklus 2-3 Mal, je nach Bedarf und Wohlbefinden.

Diese beiden Atemtechniken bieten unterschiedliche Vorteile und können je nach Zielsetzung (Entspannung oder Aktivierung) effektiv eingesetzt werden.

Nationalpark Bike-Marathon auf dem Chaschauna
Bild: Dominik Täuber

Fazit

Eine effektive Regeneration ist der Schlüssel zum Erfolg bei Mountainbike-Marathons. Durch ausreichend Schlaf, eine ausgewogene Ernährung, aktive Erholung, Massage, Hydration und mentale Erholung können Mountainbiker ihre Leistungsfähigkeit maximieren und Verletzungen vorbeugen. Die Integration dieser Regenerationsstrategien in den Trainingsplan ermöglicht es Athleten, langfristig erfolgreich zu sein und die Freude am Sport zu erhalten.

Der Autor.

Arno Galmarini

Arno ist nicht nur ein passionierter Coach, sondern auch ein erfolgreicher Unternehmer. In seiner Karriere hat er mit seiner Firma Elite Training GmbH zahlreiche Spitzensportler betreut und ihre Leistungen auf ein neues Level gehoben. Heute lebt er in Scuol und führt sowohl das ORIGYM, ein funktionales Trainingsstudio für Menschen aller Lebensbereiche, als auch das Online-Coaching-Programm QUEST, das sich speziell an Mountainbiker richtet. Arnos Engagement zeigt sich in seinem unermüdlichen Streben, anderen zu helfen, ihre Ziele zu erreichen, sei es auf dem Trainingsplatz oder auf den anspruchsvollen Trails der Berge.